Diller, ich war heut auf Deinem Begräbnis.
Und auch, wenn ich vermutlich deutlich weniger Kontakt zu Dir hatte als all die anderen, die ebenfalls gekommen sind, war es mir ein wichtiges Anliegen, mich von Dir zu verabschieden. Denn selbst wenn die Zeit, die ich mit Dir verbracht habe, vielleicht spärlich gesät war: sie war niemals oberflächlich oder langweilig. Ganz im Gegenteil, sie war oft mit tiefschürfenden Gesprächen verbunden, sei es über Männerrechte oder Gewalt im Fussball. Sie war oft mit viel Musik verbunden, und sie war immer humorvoll. Du hast mich respektiert wie ich bin und mich niemals spüren lassen, dass Du eigentlich viel schlauer bist als ich.
Ich hab so gut wie nie aktiv um Deine Zeit gebeten, ich hab mich aber immer sehr gefreut, wenn Du „auch da warst“, zum Beispiel in der Goldmarie oder bei Geburtstagsfesten. Und ich hab die wenigen musikalischen Zwiegespräche beim gemeinsamen Auflegen im Nachtasyl mit Dir sehr genossen. Es war jedesmal eine gute Reise.
All das hätt ich heute sagen können. Hab ich aber nicht. Das haben andere viel besser gemacht. Also schreib ich halt hier hin, was ich erzählen hätte können. Denn eigentlich war mir gar nicht so bewusst, wie viel gemeinsame Vergangenheit wir _doch_ haben. Das kam mir erst bei Deinem Begräbnis.
Zum Beispiel unsere gemeinsame Auflegerei, das gemeinsame Faible für Cover-Versionen, die oben schon erwähnten Gespräche.
Oder die auf Facebook so eifrig mitverfolgte Entführung von Hanni Banni aus der Goldmarie, garniert mit Fake-Profilen, Entführungsvideos, Döner-Kebab-Forderungen und einer Übergabe mit falschen Nasen. Ein wunderbares Beispiel für Deinen feinen Humor und den Willen, für einen guten Spass – und ich meine einen wirklich guten Spass – auch ein bisschen Aufwand zu betreiben. Solche Leute kenn ich wenige. Und dieser Klamauk war das reinste Vergnügen.
Du hast jedenfalls einen Eindruck bei mir hinterlassen und Du wirst in Erinnerung bleiben. Auch wenn ich vieles von Dir gar nicht wusste. Zum Beispiel, dass Du mit zweitem Vornamen Guido heisst (aber das war vielleicht besser so). Und ich weiss auch nicht viel von dem, was in Dir so vorgegangen ist. Und das war wahrscheinlich nicht besser so, aber das spielt jetzt wohl keine Rolle mehr.
Ich freue mich sehr, dich gekannt zu haben.